
Timo Wilke beschäftigt sich mit digitalen Bildarchiven. Deren Ordnung basiert auf der Sprache. Durch sie wird den Bildern Bedeutung zugewiesen und ihre Suche im Bestand organisiert. Traditionell orientiert sich diese Ordnung an der geltenden Geschichtsschreibung. Zugespitzt ausgedrückt, folgt die historisierende Einordnung von Bildern den Interessen der Macht. Sie dient dazu, Geschichte(n) so vorzustellen, dass damit Einfluss auf Gegenwart und Zukunft gesellschaftlicher Entwicklungen genommen werden kann. In den digitalen Bildarchiven wird seit geraumer Zeit nun zudem versucht, ein und die gleichen Bilder auch anderen Gebräuchen anzudienen, sie neben dem Journalismus etwa auch der Werbung zur Verfügung zu stellen. Dazu wird, was auf den Bildern zu sehen ist, schlicht in Begriffe gefasst, unabhängig davon, was das Abgebildete geschichtlich zu bedeuten hat. Es sind ökonomische Interessen, die hier auf den Vormarsch sind und die jene der Geschichtsschreibung verdrängen.
In seinem Buch präsentiert Timo Wilke die Schlagworte hunderter von Fotografien, mit denen sie im Getty- und Corbis-Bildarchiv ausgezeichnet wurden. Die Begriffe nehmen im Buch den Platz der Bilder ein, stehen, ästhetisch gestaltet, an ihrer statt auf weißen Doppelseiten. Durch die Abwesenheit der Bilder treten die Interessen in den Vordergrund, nach denen sie vermarktet werden. Außerdem zeigt sich, dass die Bilder sich nicht völlig der Sprache beugen, dass sie, wenn man so will, Freiheiten behaupten. Denn die Begriffe wirken oft rührend hilflos in ihrem Versuch, das Gegenständliche zu fassen. So wird deutlich, wie viel Bildliches in den Archiven durch Worte verloren geht. Anlass der aktuellen Ausstellung ist die Neuerscheinung des Buches, aus dem an beiden Tagen vorgelesen wird.
Galerie für Fotografie und Technisches Bild , Ringstraße 19 24114 Kiel
An den Ateliertagen geöffnet , Sam + Son 10 – 18 Uhr