„Adressierungen und Annahmen“ von Timo Wilke


Zur Neuerscheinung des Buches „Adressierungen und Annahmen“ von Timo Wilke

Timo Wilke beschäftigt sich mit digitalen Bildarchiven. Deren Ordnung basiert auf der Sprache. Durch sie wird den Bildern Bedeutung zugewiesen und ihre Suche im Bestand organisiert. Traditionell orientiert sich diese Ordnung an der geltenden Geschichtsschreibung. Zugespitzt ausgedrückt, folgt die historisierende Einordnung von Bildern den Interessen der Macht. Sie dient dazu, Geschichte(n) so vorzustellen, dass damit Einfluss auf Gegenwart und Zukunft gesellschaftlicher Entwicklungen genommen werden kann. In den digitalen Bildarchiven wird seit geraumer Zeit nun zudem versucht, ein und die gleichen Bilder auch anderen Gebräuchen anzudienen, sie neben dem Journalismus etwa auch der Werbung zur Verfügung zu stellen. Dazu wird, was auf den Bildern zu sehen ist, schlicht in Begriffe gefasst, unabhängig davon, was das Abgebildete geschichtlich zu bedeuten hat. Es sind ökonomische Interessen, die hier auf den Vormarsch sind und die jene der Geschichtsschreibung verdrängen.

In seinem Buch präsentiert Timo Wilke die Schlagworte hunderter von Fotografien, mit denen sie im Getty- und Corbis-Bildarchiv ausgezeichnet wurden. Die Begriffe nehmen im Buch den Platz der Bilder ein, stehen, ästhetisch gestaltet, an ihrer statt auf weißen Doppelseiten. Durch die Abwesenheit der Bilder treten die Interessen in den Vordergrund, nach denen sie vermarktet werden. Außerdem zeigt sich, dass die Bilder sich nicht völlig der Sprache beugen, dass sie, wenn man so will, Freiheiten behaupten. Denn die Begriffe wirken oft rührend hilflos in ihrem Versuch, das Gegenständliche zu fassen. So wird deutlich, wie viel Bildliches in den Archiven durch Worte verloren geht.
Anlass der aktuellen Ausstellung ist die Neuerscheinung des Buches, aus dem an beiden Tagen vorgelesen wird.


Ort: Galerie Heinzi und Struss; 
Ringstraße 19, 24114 Kiel
Datum: Samstag, 07.09.2013 – Sonntag, 08.09.2013
Zeit: 10:00 – 18:00
07.09.2013

Multimediale Fotografie / Technisches Bild

Das Lehrgebiet Fotografie an der Muthesius Kunsthochschule setzt sich mit den vielfältigen fotografischen Ausdrucksformen auseinander. Diese reichen von der dokumentarischen Beschreibung von Wirklichkeit bis zur (digitalen) Konstruktion oder Simulation der Realität.
Es entsteht ein Spannungsfeld, das sich zwischen dem autonomem Bild, der Referenz zur wahrnehmbaren Wirklichkeit und der Frage nach der Authentizität fotografischer Bilder bewegt.
Studierende setzen ihre künstlerisch/gestalterische Absicht mithilfe des fotografischen Mediums um. Über diese praktische Anwendung, die von der kritischen Reflexion des Mediums begleitet wird, entstehen ein Bewusstsein und eine Sensibilität für die spezifischen Wirkungsweisen von fotografischen Bildern.

Künstlerische Produktion braucht die Freiheit in der Wahl ihrer Mittel, ihrer Werkzeuge und Materialien. Studierende, die mit dem Schwerpunkt Fotografie arbeiten, haben durch die Vielfalt der technischen Möglichkeiten ein Instrumentarium zur Verfügung, das sich weitreichenden inhaltlichen und gestalterischen Vorstellungen öffnet.
Die technischen Optionen werden im gestalterischen Prozess einer Aussage zugeführt.
Die Lehre der Fotografie spannt den Bogen vom praktischen produktiven Machen zur Reflexion über Kunst, Fotografie und ihrer Geschichte, Medien und gesellschaftliche Zusammenhänge. Das eigene künstlerische Tun wird dadurch in größere Zusammenhänge gestellt und dieser vermittelte indirekte Blick auf die eigene Arbeit soll direkt wieder zurückführen in die Produktivität. Dabei wird das individuelle künstlerische und gesellschaftspolitische Grundinteresse der Studierenden angesprochen und davon ausgehend eine eigene Bildsprache und Haltung erarbeitet.

Wenn man sich für die Arbeit mit einem bestimmten Medium entscheidet, ist es wichtig zu verstehen, welche Ausdrucksmöglichkeiten und Konventionen mit diesem verbunden sind. Ein Bewusstsein für die Wirkungsweisen des Mediums und die Konventionen seiner Anwendung entwickelt sich über ein handwerkliches und technisches Grundverständnis. Auf dieser Basis kann sich ein eigenständiger künstlerischer Ausdruck etablieren.
Die Studierenden lernen analoge und digitale Kameras, die Arbeit im Fotolabor und digitale Drucktechniken kennen. Darüber hinaus wird den Studierenden ermöglicht, sich mit Bildbearbeitungsprogrammen, 3-D-Techniken und computergenerierten Bildschöpfungen zu befassen. Das Spektrum reicht von rein analoger Fotografie über Crossover-Verfahren, kameraloser Fotografie, der Verbindung von Bild/Text und Buch, raumbezogenen Installationen bis hin zu KI generierten Bildern.

Fragen?

PROF.IN CHRISTINE ERHARD
E erhard@muthesius.de
T 0431 / 5198 – 435